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Interview mit Studiengangsleiter Daniel Kohlmeigner




Was kannst du uns über die Unterrichtsinhalte im Studium Elektronische Musik & Sound Design erzählen? Was sind die Schwerpunkte?

"Die Backgrounds von elektronischen Musiker*innen sind extrem vielfältig! Manche kommen vom Instrument, andere von der technischen Seite, also der Arbeit mit dem Computer, manche sind DJs. Diese unterschiedlichen Zugänge möchte ich allen ermöglichen und ihnen eine solide Grundlage bieten, interessante, moderne, elektronische Musik zu machen. Alle sollten die wichtigsten Formen der Klangsynthese beherrschen, damit starten wir auch im Studium, die Studierenden können sogar analoge Synthesizer mit nach Hause nehmen, um damit zu arbeiten. Sampling ist natürlich genauso wichtig. Ich versuche theoretische Aspekte möglichst gut in die Praxis zu transportieren und so oft wie möglich mit den Studierenden an "echten" Projekten zu arbeiten, wie Remixes für Artists zu machen, die wir dann auch veröffentlichen."

Welche Voraussetzungen bzw. Vorwissen brauchen Bewerber*innen für das Studium Elektronische Musik & Sound Design am VMI?

"Mir ist es wichtig, dass eine grundlegende erste Hürde bereits im Selbststudium gemacht wird. Wie programmiere ich einen Beat, wie mache ich gewisse Sounds dazu, wie wird ein Musikstück daraus? Diese Fragen sollte man sich schon vorab gestellt haben. Wie mit einem Instrument, sollte ich mit dem Computer oder der Software schon genug gearbeitet haben, um feststellen zu können, ob es mir wirklich liegt, bevor ich mich für ein Studium entscheide."

Du warst bereits mit VMI Studierenden am Ars Electronica Festival in Linz. Was waren dabei deine Highlights, was hat den Studierenden am besten gefallen?

"Mehrere Tage gemeinsam als Gruppe in Linz zu verbringen ist ein toller Start in das Semester. Das Festival selbst ist total inspirierend und man ist schon fast überfordert von so viel Input, so viel Kunst und Innovation. Darüber hinaus durften wir dort das Open Lab von Ableton betreuen und den Besucher*innen das Musikmachen mit Ableton Live und Push näherbringen. Die Studierenden hatten dabei sehr viele persönliche Kontakte und konnten viele unterschiedliche Fragen beantworten und Zugänge in diese spannende Welt aufzeigen. Letztes Jahr habe ich als Künstler im Trio eine Produktion namens "un ctrl" dort aufgeführt."

Du bist der einzige Ableton Certified Trainer in Österreich und arbeitest auch im Studiengang vorrangig mit Ableton Live. Warum?

"Das stimmt. Ich bin seit 2019 Ableton Certified Trainer und arbeite sehr regelmäßig und eng mit Ableton zusammen. Wir tauschen uns viel aus, es ist eine tolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Für mich ist Ableton Live aktuell die geeignete Software, um kreativ und professionell Musik zu machen. Es kann wirklich zu einem Instrument werden. Die bisherige Arbeit mit den Studierenden hat das auch bestätigt. Ich versuche aber auch, meine Lehrinhalte vorrangig auf kreative Techniken zu fokussieren, sodass sich der optimale Umgang mit dem Werkzeug von selbst ergibt."

Inwiefern kannst du deine Erfahrung als Mitglied des erfolgreichen Elektronik-Duos Ogris Debris in den Unterricht am VMI einbauen?

"Meine Arbeit mit Ogris Debris liegt noch nicht sehr lange zurück und deshalb fühlt sich ein Teil von mir immer noch wie der Künstler, der innovativ sein, eine Hörerschaft erreichen, gute Gigs spielen möchte und gleichzeitig davon leben will, kann oder muss. Nachdem ich in alle Aspekte der Arbeit eines elektronischen Musikers sehr intensiv involviert war, versuche ich auch, mein gesamtes Wissen möglichst gut verpackt weiterzugeben. Darum machen wir im Hauptfach viele unterschiedliche Projekte, die sich anfühlen sollen wie "im echten Leben", oder lernen in einem separaten Fach auch, wie man ein gutes Live Set aus seiner Musik entwickelt. Im besten Fall ändert sich für die Studierenden mit dem Ende des absolvierten Studiums gar nicht so viel, sondern sie machen einfach weiter mit all den Projekten, an denen sie schon arbeiten und werden zu selbstständigen Künstler*innen."

Welchen Ratschlag würdest du Studierenden deines Studienganges "mit auf den Weg" geben?

"Ich sage ihnen tatsächlich ständig "MAKE IT WEIRDER!", also "macht es seltsamer", oder eigenständiger. Ich bin der Überzeugung, dass Musik so persönlich und so eigenständig wie möglich klingen und sein sollte. Musik sollte Ecken, Kanten und Persönlichkeit haben, so fällt sie auch viel eher auf und sticht aus der Masse. Und langweilige Musik wird zukünftig eh die KI für uns machen ;)"

Was lernst DU persönlich für dich beim Unterrichten am VMI und was macht dir Spaß daran?

"Das Unterrichten ist zu meinem neuen Fulltime-Job geworden und ich finde es toll, dass wir es geschafft haben, am VMI einen so modernen und einzigartigen Studiengang auf die Beine zu stellen. Wir befinden uns im vierten Jahr des Studienganges Elektronische Musik & Sound Design und ich lerne ständig dazu. Wir haben uns auf einige Experimente eingelassen, wie zum Beispiel unseren Studierenden der elektronischen Musik zu ermöglichen, an den Ensembles mit Instrumentalistinnen teilzunehmen. Für mich ist dieser Mut und diese stetige Entwicklung sehr wichtig, weil sich auch die Musik weiterentwickelt. Ich möchte unsere Inhalte auch stetig anpassen und zeitgemäß bleiben. Kaum ein Semester ist jemals gleich, was mir extreme Freude bereitet. Ich bin mit derselben Materie konfrontiert, die mich auch als aktiver Künstler beschäftigt hat und möchte auch weiterhin ein neugieriger und forschender Geist bleiben. Der tägliche Austausch mit den jungen Künstler*innen, die unsere Studierenden sind, hält mich dabei in Bewegung, informiert und hält somit frisch."

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