Interview mit Drummer und VMI Dozent Jörg Mikula
- Inga Stalinsky

- 10. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Okt.

Foto: © Georg Cicek-Graf
Du arbeitest regelmäßig im Theater - wie haben diese Erfahrungen deine Herangehensweise am Schlagzeug beeinflusst?
Mir ist Dramaturgie sehr wichtig, sowohl bei Stücken als auch beim Planen einer Setlist für ein Konzert. Ich beobachte die Schauspieler und den Regisseur genau und kann viele Eindrücke auf die Musik übertragen. Besonders spannend finde ich, wie im Theater eine bildhafte Sprache genutzt wird, um eine spezielle Stimmung zu beschreiben - das lässt sich auch in der Musik sehr wirkungsvoll einsetzen.
Du unterrichtest Schlagzeug am VMI. Worauf legst du im Unterricht besonderen Wert - auf Technik, Stilvielfalt, Improvisation oder eher auf den persönlichen Ausdruck deiner Studierenden?
Alles davon! In vier Jahren haben wir viel Zeit, an allen Aspekten zu arbeiten. Gerade in den ersten Jahren lege ich Wert auf eine solide Grundtechnik, Notenlesen und stilistische Vielfalt. Später wird dann alles offener und stärker auf den persönlichen Ausdruck ausgerichtet.
In deinem Solo-Projekt Drumsongs erzählst du mit dem Schlagzeug ganze Geschichten. Wie entwickelst du die dramaturgische Idee solcher Stücke, und wie entscheidest du, wann du komponierst und wann improvisierst?
Mein erstes Programm/Album „Drumsongs“ war fast vollständig komponiert. Mein Ziel war, ein Publikum eine Stunde lang nur mit dem Schlagzeug zu unterhalten. Beim zweiten Album „Music for Drums“ wollte ich mehr Freiheit, um im Moment auf Einflüsse reagieren zu können, daher habe ich mehr improvisatorische Stücke eingesetzt, die dennoch einem Konzept folgten. Zukünftig möchte ich noch stärker in Richtung freie Improvisation gehen.
Du hast auf deinen Reisen - etwa nach Uganda oder Marokko - viele musikalische Eindrücke gesammelt. Welche dieser Einflüsse finden heute noch Platz in deiner Musik oder deinem Unterricht?
Am meisten beeindruckt hat mich die Energie, wenn Menschen ihre eigene Volksmusik spielen. Das sind musikalisch extrem starke Erlebnisse, die einen als Musiker grundlegend verändern. Direkt daraus habe ich gelernt, den Groove wirklich zu zelebrieren - etwas, das ich auch meinen Studierenden weitergebe.
Du bist stilistisch sehr breit aufgestellt: Jazz, Pop, Theater. Wie schaffst du es, zwischen diesen Welten zu wechseln und trotzdem deinen eigenen Sound zu bewahren?
Ich nehme jede Stilistik ernst und versuche, möglichst viel vom jeweiligen Vokabular zu lernen. Während meiner Studienzeit habe ich intensiv an dieser stilistischen Breite gearbeitet. Mittlerweile habe ich durch mein Soloprojekt mehr musikalisches Selbstbewusstsein erlangt und lasse meine persönliche Farbe stärker durchscheinen.
Wie bereitest du dich auf Theaterproduktionen vor und welche sind gerade deine aktuellen Projekte?
Oft beschränkt sich die Vorbereitung darauf, mit dem Regisseur oder musikalischen Leiter abzuklären, welches Instrumentarium wir verwenden und welchen Sound wir erzielen wollen. Die kreative Arbeit passiert dann auf den Proben. Aktuell bin ich am Burgtheater in „Schachnovelle“ und „Die Zauberflöte - the opera but not the opera“ sowie in der Volksoper in „Killing Carmen“ zu hören, alles Produktionen von Nils Strunk und Lukas Schrenk. Außerdem proben wir gerade „Gullivers Reisen“, ein Familienstück am Burgtheater.
Percussion-Instrumente wie Tombak oder Rahmentrommel spielen in deiner Musik eine wichtige Rolle. Wie bringst du diese Instrumente deinen Studierenden näher?
Am VMI gibt es den freigegebenen Kurs „Percussion“, der allen Studierenden offen steht. Dort widmen wir uns viel der Rahmentrommel - für viele ist das die erste Trommelerfahrung. Wir beschäftigen uns mit ungeraden Taktarten und lernen Musik aus verschiedensten Regionen kennen.
Wenn du auf deine bisherigen Projekte und Erfahrungen zurückblickst - welche Momente oder Kooperationen waren für dich besonders prägend, und worauf freust du dich musikalisch in Zukunft?
Es gab so viele prägende Momente! Besonders erfüllend war es, Teil der Band „Donauwellenreiter“ zu sein. Die Musik ermöglicht mir außerdem, zu reisen und die unterschiedlichsten Menschen kennenzulernen - das hat mir alles das Schlagzeug ermöglicht. Für die Zukunft erhoffe ich mir viele weitere musikalische Begegnungen, die mich herausfordern und inspirieren.
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